Fazit

Zunächst einmal das Allerwichtigste vorweg:
Ich bin überwältigt von der Hilfsbereitschaft und Gastfreundschaft, die ich in den vergangenen Tagen erleben durfte. Überall bekam ich nicht nur Strom für mein TWIKE, sondern selbst auch ein Getränk oder gar mehr angeboten. Ich konnte all die Angebote gar nicht annehmen, sonst hätte ich mich kugelrund gefuttert und das TWIKE überladen.
Interessant waren auch die vielen Gespräche, die ich führen konnte. Von den Fachsimpeleien unter TWIKE-Piloten bis hin zu ganz allgemeinen Erörterungen, warum ich eine solche Reise mit einem Elektrofahrzeug mache.

Einen tiefen Eindruck hat diese Form des "entschleunigten" Reisens hinterlassen. Ich habe schön öfter bemerkt, dass man mit jeder Geschwindigkeit etwas anderes registriert. Im Autobahntempo das Vorbeifliegen der Landschaften, beim Fußmarsch die Dinge direkt zu Füßen. Das TWIKE-Fahren liegt in der Mitte: Es gelingt größere Räume zu durchqueren und dennoch unendlich viele Details der Landschaft wahrzunehmen. Hinzu kommen natürlich auch einige Ladepausen, die zu einer intensiveren Beschäftigung mit dem Ladeort Anlass geben.

Auf der anderen Seite ist die erzielte Reisegeschwindigkeit zu bedenken: sie lag bei 15 bis 17 km/h. Dabei sind - ganz realistisch - nicht nur die Ladepausen eingerechnet sondern auch die Suche nach den Steckdosen und deren Besitzer, die Kühlpausen, die kleinen Pannen, Verdeck öffnen bei Hitze - Verdeck schließen bei Regen, fotografieren usw.
Ich habe festgestellt, dass ich mit rund 20 km/h zu optimistisch geplant habe. Ich hätte mir kürzere Etappen vornehmen sollen, denn die Fahrt bis in die Nacht zehrt an den Kräften.

Ist denn ein TWIKE für eine solche Distanz geeignet? Nur bedingt - wobei ich allerdings von meinem 96er TWIKE mit 2 x 3,6 Ah NiCd-Akkus ausgehe - bei neueren Lion-TWIKEs mag dies vorteilhafter aussehen.
Im Alltag spüre ich praktisch keine Einschränkung gegenüber anderen Fahrzeugen. Vor der Abfahrt ist das TWIKE bereits über Nacht geladen. Unterwegs "heize" ich, ohne auf die Akkutemperatur zu achten. Wenn ich meine Strecke zurückgelegt habe, stelle ich das TWIKE einfach leer ab.

Auf Fernstrecken ist dies anders. Nach jeder Etappe schließt das erneute Laden an. Und wenn ich vorher schnell gefahren bin und die Akkutemperatur hoch getrieben habe, verliere ich die gewonnene Zeit durch Kühlen vor dem Laden. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass - abhängig von den Außentemperaturen - eine Fahrgeschwindigkeit von 40 bis 50 km/h ein optimales Vorankommen garantiert.

Womit wir bei den anderen Verkehrsteilnehmern sind, die in der Regel kaum zu diesem Tempo gezwungen werden möchten. Nach dieser Reise mag ich insbesondere keine Schnellstraßen, einspurig mit durchgezogener Mittellinie und lückenloser Leitplanke rechts. Mehrspurige Straßen sind nicht schlecht wegen der Überholmöglichkeiten. Oder kleine Landstraßen, weil man immer mal zur Seite fahren und die angesammelte Kolonne durchlassen kann.

Ich muss allerdings lobend erwähnen, dass ich nie eine Lichthupe im Rückspiegel oder eine Drohgebärde beim Überholvorgang erlebt habe, dagegen viele interessierte Blicke und teils aufmunternde Gebärden.

Und wie hat das TWIKE selbst die Strapazen überstanden? Es ist ja nicht weiter verwunderlich, dass ein 13 Jahre altes Fahrzeug Verschleiß zeigt. Auf einer solchen Strecke erlebt man zudem vieles, was sich im Alltag über Wochen verteilt hätte. Konkret hatte ich es zu tun mit:

Bei der Planung der Fahrt hatte mich beruhigt, dass sie an zwei TWIKE-Center vorbeiführen sollte. In beiden war aber gerade kein Fachkundiger zu erreichen. Immerhin hatte ich Telefonkontakt (nach Lorsch, Leun, Rosenthal und Furtwangen) und konnte beraten werden. In Rosenthal wurde mir eine spontane Reparatur angeboten, was aber ein großer Umweg gewesen wäre und meinen Zeitplan total über den Haufen geworfen hätte. Die Radlager konnte ich dann in Leun kaufen. Ich musste sie auf der Fahrt nicht einbauen.

Trotz aller Widrigkeiten: die Fahrt hat Spaß gemacht und wird mir immer in Erinnerung bleiben.